Halli, Hallo. Mir ist eine Idee gekommen, die ich hier vorstellen möchte. Nämlich einen Roman zu schreiben. Mir fiel der Titel für ein Buch ein, dass es noch garnicht gibt. Bevor ich euch den Titel nenne, möchte ich euch versichern, dass es mir gut geht und hoffe, dass es allen anderen auch gut geht.
Ich werde jetzt den Titel nennen und die ersten beiden Sätze. Und dann kann jeder der will die Geschichte weiter spinnen. Sie hat dann vielleicht ein kurzes oder gar kein Ende.
Der Titel lautet:
"Ich werde mir nicht an einem Dienstag das Leben nehmen!"
Die Uhr sprang um auf 00:01 Uhr. Es wurde Mittwoch.
Der schlimmste Tag der Woche war vorüber. Dienstag, der Tag an dem die Hoffnung ganz besonders in Anspruch genommen wird. Ein Tag der ohne Hoffnung nicht zu überleben ist. Alles scheint grau. Die Erinnerungen vom letztem Wochenende sind verblaßt und das Gerücht das da ein neues Wochenende kommen soll scheint doch zu fantastisch und wie die Kunde aus einem längst vergangenem Märchen, das kleine Kinder dazu veranläßt, selig und im Vertrauen darauf, daß ihm der Märchenerzähler keine Scheiße erzählt, einzuschlafen.
Mir hätte das eigentlich alles schon längst bei meiner Geburt klar sein können. Es war wohlig, warm und gemütlich im Leib meiner Mutter. Warum sollte ich diesen Ort verlassen? Weil Gott oder die Natur das Ereignis der Geburt nun mal vorsieht? Ich wußte von all dem damals noch nichts. Ich wußte auch nicht das es ein Dienstag war, als mein älterer Bruder, vor den Augen meiner Mutter angefahren wurde, dies bei ihr ein Schock auslöste, der sich auf mich übertrug und mich dazu veranlaßte dieses Heim nach einigem überlegen am darauf folgendem Sonntag zu verlassen. So wurde ich ein Sonntagskind. Ein Glückskind mit direktem Bezug zu Pechdienstag. Zu Ätzdienstag. Die Weichen waren gestellt.
Nur wohin würde der Zug fahren? Eine Frage, die ich mir nicht beantworten konnte. Ich beschloss deshalb sie zu verwerfen und stattdessen meine Gedanken einfach schweifen zu lassen. " Die Fahrkarten bitte ", tönte ein sonoriger Tenor. Ich schaute auf und sah einem dicken Schaffner mit dunklen Haaren und Bart ins Gesicht. Der Schreck fuhr mir in alle Glieder. Es war Luciano Pavarotti. Aber wie zum Teufel kam der in diesen Zug? Hatte er nicht das Zeitliche gesegnet? Fuhr ich am Ende doch auf dem Zug des Todes? Dem Todeszug? Hatten die Maden doch schon die Servietten umgelegt und wetzten ihr Besteck für eine Verabredung mit mir?
War es etwa Dienstag? Nein, an einem Dienstag würde ich niemals Luciano Pavarotti begegnen und schon garnicht in einem Zug. Ich würde viel eher wie Paul Potts aus der Telekomwerbung bei einem Casting Wettbewerb sein und grandios scheitern. Hier war irgend etwas im Busch, aber ich hatte noch keine genaue Ahnung was.
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es war Mittwochnacht und ich träumte.
Aber dieser Traum war so real, dass er eigentlich kein Traum sein konnte. Ich öffnete die Augen und sah - nichts. Ich schloß die Augen und sah - nichts. Ok, das war also keine Methode um herauszufinden wo ich war. Wie ich war und vor allen Dingen warum.
Mir fiel die etwas zur Rundheit neigende Frau Katschmarek ein, die immer sagte: "Oooch, man muß doch auch mal ein bischen Spaß an der Freud haben. Oder nich?"
Und irgendwie verschwand jedesmal ein Stück undefinierbares, fettiges Etwas in ihrem Mund, daß ihr quiekendes Lachen erstickte.
Mir war nach "oder nich" zumute und drehte mich auf die Seite. Dabei verrenkte ich mir das Genick.
...ich wachte auf und war ein Kartenabreißer in Verona. Wupp -- wurde wieder umher geschleudert. Ein Kind mit zwei Nasen quängelte nach Kaktuslimo. Ich zog mein Gesicht aus und sprang aus dem Fenster einer schäbigen Bar.
Switch -- im nächsten Moment erwachte ich in einem dunklen Raum mit zwei ovalen Fenstern und gestapeltem Gerümpel. Nach geraumer Zeit der Irritation schwante mir, dass es mein Kopf von innen war. Ich entschloss mich kühn, Schnupfen zu bekommen, um mich auszuschnäuzen.
Switch - nachdem ich mir machetenreich durch meine Nasenhaare die ersehnte Freiheit erkämpfte, machte es - switch - ich befand mich in einem Joghurtbecher und trug als Kopfbedeckung Nachtgeschirr mit Zwiebelmuster, als der Joghurt begann, sich rechts zu drehen und drohte, mich in den wilden Strudel zu reißen, der - switch - sich als Apfelstrudel auf einer Promi-Party in Kitzbühel erwies, wo man meine Kopfbedeckung beneidete...
Ich konnte mich nicht daran erinnern ob ich irgendwelche Drogen zu mir genommen hatte. Die surealen Eindrücke der vergangenen Nacht beschäftigten mich sehr. Ich schaute in den Spiegel und sah wie sich meine Wange rot verfärbte. Hatte ich Hallus? War ich noch drauf? War das ein niemals enden wollender Alptraum? Ich machte mir kurzzeitig Gedanken über die elektro-chemisch-biologischen Prozeße in meinem Gehirn, kam aber zu keinem Ergebnis. Wie auch? Plötzlich erhielt das Waschbecken ein rot gepunktetes Muster. Was macht das Bergtrikot der Tour de Franc in meinem Waschbecken?
Ich war am Rande eines Nervenzusammenbruches. Ich hatte zu viele Fragen. Ich brauchte Hilfe. Ich stürzte aus dem Badezimmer zum Telefonbuch, riß es an irgendeiner Stelle auf, tippte mit dem Finger blind hinein und las den Namen und die Telefonnummer. G. Brckvtcjk, 690815. Ich wählte die Nummer und es meldete sich nach zehn mal Läuten eine Männerstimme. "Brckvtcjk!" Ich sagte: "Tach Herr Brkvtcjk. Ich komme nicht mehr klar, Sie müssen mir helfen. Warum leide ich so? Warum verstehe ich die Welt nicht? Warum passieren mir so merkwürdige Sachen? Warum falle ich in einen Kaktusrestehaufen? Wieso war ich in Kitzbühl? Was soll das alles?" Herr Brckvtcjk antortete: "Paß auf Aschlowo, ich wird mit ck geschriebe un sproche und dein Frag sin Scheiße, aber paß auf Idiot, ich dir sage." Er holte kurz Luft und ich war zum zerreissen gespannt. Er fuhr fort. "Prckt wsyklmj ctzpdg jklyvcmnl dgztwxsykc jptz ncvtkrt bccjrtdhwyswvft nbz mckvqkprc ktws yklmjctzp dgjkly vcmnldg ztwxsykcj ptzncvtkrt bccjrtdhwy swv ftnbzm ckvqkprc ktwsyklm jctz pdgjkl yvcmnldgztwx sykcjp tznc vtkrtbccj rtdhw yswvft nbzmckv qkprcktws yklmjctzp dgjklyvcm nldgztwxs ykcjp tzn cvtkr tbccj rtdhwysw vftnbz mckvqk." Es machte Knack und Herr Brckvtcjk hatte aufgelegt Ich war baff. Der wußte doch tatsächlich bescheid. Jetzt hatte ich nur noch zwei Fragen. Erstens, wer würde mir soviel Weisheit übersetzen ohne dabei wahnsinnig zu werden und zweitens, wieso tauchte das Bergtrikot auf einmal im Telefonbuch auf. Als ich ins Badezimmer zurückkehrte und meine zerschnittene Fresse im Spiegel sah, war immerhin die Frage um das Bergtrikot gelöst. Ich hatte mich beim rasieren geschnitten und offensichtlich auch den Rasierer in der Hand mit dem Hörer gehabt, als ich erregt Herr Brckvtcjk lauschte. Es bestand noch Hoffnung.
Hoffnung. Dabei kam mir eine Geschichte zu Bewußtsein, die während meiner Ausbildung zum Fernmeldehandwerker statt fand. Grevenbroich. Immer wenn ich den Namen dieses Nestes hörte oder las, fiel sie mir ein. Wir sollten bei einer Familie einen neuen Telefonanschluß verlegen. Der Ausbilder sagte.“ Bohr da mal ein Loch.“ Dicke Hilti, brrrr, Loch gebohrt. Ausbilder: „Nee, bohr da mal ein Loch.“ Dicke Hilti, brrrr, Loch gebohrt. Anschließend verlegte ich im Kinderzimmer hinter und unter dem Kinderbett das Telefonkabel. Die vier- oder fünfjährige Tochter des Hauses schaute mir dabei zu und nach einer kleinen Weile fragte sie: „ Ist da Strom drauf?“ Ich: „Ja.“ Kleine Denkpause. Sie: „Dann können wir ja gar nicht mehr unters Bett kriechen, wenn uns die Mama verhaut.“
Noch heute läuft es mir eiskalt den Rücken runter und meine Augen werden feucht, wenn ich daran denke. Ich sagte damals: „Doch, da ist nur ganz wenig Strom drauf. Du kannst noch unters Bett kriechen.“
Meine Hoffnung ist es, daß dieses kleine Mädchen den Mut fand trotzdem unters Bett zu kriechen und trotz dieser asozialen Verhältnisse ein liebenswerter Mensch zu werden.
Was sind da schon die Schnittwunden in meiner geschundenen Fresse gegen dieses Schicksal. Ich hoffe sie hat die Dienstage überlebt.
Irritiert riß ich mir den Kopf nebst Zwiebelhaube ab. Ich warf ihn mit Schwung unters Volk, und floh, bekleidet nur mit mehreren Kilo Papier und einem Stift, auf die höchstgelegene Maiensaß. Dort verharrte ich in einer Art psychogenem Stupor, bis ich den steilen Steig zum Dorfkrug entdeckte. Am nächsten Tag, im Morgengrauen, fand ich mich auf halber Strecke aufwärts im Gebirgsbach wieder mit einer Forelle in der Pupille...Mein Kopf hatte mich wiedergefunden.
Forelle Müllerinnenart! Was wurde ich auf einemal spitz auf diese Müllerin. Von ihr in Mehl gewendet, emotional durchgekaut und als zerbissene Gräte wieder ausgespukt. Ja, Äätze, Bunne, Linse. Dat sin se.
Ich hatte gekifft. Ich hatte Bier getrunken. Ich war klar!
Vom Sehen her kannte ich diese, bis dahin Dame, die auf den Hund gekommen war. Auf den Rauhhaardackel. Und er oder sie saß in einem nach vorne abgeschrägtem Körbchen am Lenker eines „Damenfahrrades“ und bellte immer zu. Ich schob diese Neurose aufs Frauchen, die ich als kohlebehaftete, mann-betrogene-selbst-frust-heimzahlend-fickende- attracktive sportliche 60-jährige hielt, die auf das Ableben ihres Möps wartete.
Und bei allen verfluchten Namen der sieben Meere und dreimal dem Teufel ins Auge gespuckt, der Hund hielt auf einmal seine Schnauze.
Es kamen diesem Gespann eine Gruppe Kinder und zwei Erwachsene entgegen. Frauchen wurde unsicher! Der Hund hielt die Schnauze! Noch fünf Meter bis zur Kollision ... und ... Frauchen ... machte: „Wuff, Wuff.“ Der/die Hund war sofort mit dabei. Sie war ein Mädchen.
Als sie nach Hause kam, befahl sie ihrem Hündchen, ein Superstar zu sein. Sie fühlte sich äußerst seltsam. Ein fremder Mann hatte sie heute auf der Straße angesehen in einer Art, daß es ihr kalt den Rücken herunterlief. Sogar Belle de Jour in ihrem Körbchen war verstummt, sodaß sie selbst in die Hundesprache verfallen war um diesen Kerl anzublaffen. Um zur Normalität zurück zu gelangen, legte sie sich für einen Augenblick ins 3-Sternefach ihrer Gefrierkombination. Später, um 10 Jahre geschrumpft, setzte sie sich, schon wieder fast ausgelotet, unter das Raum greifende und Schatten spendende Pflaumen-Großgrün in den Garten und löste ein Sudoku, um auch die letzten Zweifel an ihrer Existenz zu zerstreuen.
Nun saß ich schon ziemlich lange auf meiner Almhütte, und mir ging so langsam das Papier aus. Kaum noch Platz für Korrekturen. Ich kokettierte mal wieder mit dem Abstieg zum Dorfkrug, wo ich mit kaum zu verstehenden, langbärtigen Bergbewohnern kleine Wurzelschnäpse trinken könnte, um einmal Abstand zu nehmen von meiner einsamen Passion. Aber ich erinnerte mich noch sehr gut an meine letzte Fischvergiftung. Ich lag so lange im Bach, bis den Fischen kotzübel wurde.
Und was für eins. Sie wedelte heftig mit dem Schwanz. Ich tat es ihr gleich und die Müllerin konnte mir plötzlich gestohlen bleiben. Im richtigen Moment schnappte ich mir das kleine Ding und floh mit Ihr dahin, wo der Pfeffer wächst. Es stellte sich als der genau richtige Ort heraus, denn sie war Moslemin. Ihre Eltern hätten unserer Verbindung niemals zugestimmt, hätte ich es ihr im Pfeffer nicht nach allen Regeln der Kunst besorgt. Nun musste ich heiraten, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich sehnte mir ein weiteres - Schwupp - herbei. Nichts passierte. Ich kniff die Augen zu um mich besser zu konzentrieren. Nichts passierte, während ihr Vater mir meinen Turban zu wickeln begann. Die Augen wieder geöffnet, fiel mein Blick sogleich auf sein mitgebrachtes Besteck. "Ey, die Messer sein scharf wie deine Pfeffer", wurde mir mit der Klinge in der Luft schwingend von ihm versichert. 'Verdammte Scheiße, Beschneidung' schoß es mir in meinen Turban. "Sitz" rief ich in scharfem Ton, denn schließlich hatte ich es mit einer Hundefamilie zu tun. Er hatte nicht bedacht, dass seine Frau dort schlief wo er stand und machte Sitz.
- Switch - Na endlich. Ich war das Ding los, das arme kleine. Und mit Ihm den Vater, die Mutter und die Beschneidung. Dieses Mal freute ich mich das hohe C von Luciano zu hören. Erst ganz fern. Ich war noch benommen vom letzten - Switch -. Dann kam es immer näher zu mir, wurde lauter und lauter und stand wie die Titten meiner Nachbarin, die der Müllerin ein wenig ähnlich sah. Ich wackelte an meinem Ohr um zu sehen ob ich träumte. Es fühlte sich an wie herausgefallener Ohrenschmalz. Doch als ich hinsah, war es der kleine Luciano, der auf der Kuppe meines Zeigefingers saß und einen Schlager aus Papua Neuguinea trällerte.
Eins war so klar wie Kloßbrühe. Dieser Müllerin würde ich es so besorgen wie ich es noch nie zuvor einer anderen Müllerin besorgt habe auf dieser Welt. Ich würde meinen Schwanz zu einer weißglühenden Fackel wichsen. Ich würde eine Pfanne drauf setzen. Ich würde fragen: "Naaaa, Du willst wissen was heiß ist?" Und dann würde ich diesen stinkenden Fisch zu Plasma verdampfen und diesen dreckigen Köter direkt hinterher schicken. Jaaa. Das würde ich dieser Müllerinnenvotze zeigen.